Schweiz
X - Twitter

Meret Schneider äussert sich nach Twitter-Sperre: «Ein Riesenverlust»

Meret Schneider, GP-ZH, hoert eine frage waehrend der Wintersession der Eidgenoessischen Raete, am Dienstag, 14. Dezember 2021 im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Meret Schneider ist unwiderruflich von X (ehemals Twitter) gesperrt.Bild: KEYSTONE

Meret Schneider nach Twitter-Sperrung: «Das macht er immer so»

Nach einem als Witz gemeinten Post sperrt X (ehemals Twitter) das Konto von Meret Schneider. Die Nationalrätin der Grünen bedauert die Sperrung mitten im Wahlkampf und zeigt sich überrascht über das Verhalten von SVP-Nationalrat Andreas Glarner.
06.09.2023, 11:4606.09.2023, 16:40
Ralph Steiner
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Mitten im Wahlkampf – am 22. Oktober wählt das Schweizer Stimmvolk ein neues Parlament – sperrt X (ehemals Twitter) das Konto von Grüne-Nationalrätin Meret Schneider.

Zum Verhängnis wurde Schneider ein Post, in welchem sie Bezug nimmt auf eine Umfrage von «20 Minuten». Diese hat ergeben, dass eine Mehrheit der Umfrageteilnehmenden im Kontext des Schweizer Politsystems am meisten von «Populismus», «Polarisierung» und «Zersplitterung» genervt ist.

Meret Schneider kommentierte dazu auf X: «Schreib jetzt deine Online-Kommentare, warum die Polarisierung und der Populismus wirklich das Hinterletzte sind und man die überbezahlten Politfratzen an ihrer eigenen verdammten Bundesterrasse erhängen sollte!!! (Grossbuchstaben nicht vergessen).»

Tweet von Meret Schneider
Bild: screenshot X

Ziemlich bald folgte eine Reaktion aus der anderen politischen Ecke. SVP-Nationalrat Andreas Glarner schrieb auf X zu Schneiders Post: «an ihrer eigenen verdammten Bundesterrasse erhängen» Ein offener Aufruf einer grünen Politikerin zur rohen Gewalt an Politikern – wenn das keine Folgen hat ...»

watson kontaktierte die Politikerin und wollte wissen, wie sie ihren eigenen Post einschätzt. Schneider meint dazu: «Es ist ja ganz klar, dass das als Witz gemeint war. ‹20 Minuten› berichtete in einem Artikel über Populismus und dass sich die Leute am meisten über Polarisierung aufregen. Darüber habe ich in meinem Post einen Witz gemacht. Ich habe ja auch klargemacht, dass ich mich auf die Online-Kommentare beziehe, die aus solchen Artikeln resultieren.»

Über die Reaktion von Andreas Glarner zeigt sich Schneider überrascht, auf persönlicher Ebene habe sie mit ihm ein gutes Verhältnis, seinen Post empfinde sie aber als persönlichen Angriff. Glarner wisse genau, was seine Leute tun würden, wenn er in dieser Art Posts absetze. Der SVP-Politiker habe den Inhalt ihres Posts verdreht und als Gewaltaufruf bezeichnet. «Daraufhin bekam ich einmal mehr Nachrichten wüstester Art.»

Solche Nachrichten hat Meret Schneider erhalten:

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Anlaufstellen für Opfer von Mobbing im Internet
Falls du Opfer von Mobbing im Internet bist oder jemanden kennst, der oder die Opfer von Mobbing im Internet sein könnte, bieten sich folgende erste Anlaufstellen an: Die Dargebotene Hand oder die Fachstelle Mobbing. Sind Jugendliche oder Kinder von Mobbing im Internet betroffen, gibt es die Möglichkeit, sich an Pro Juventute zu wenden oder die Elternberatung.

Sperrung kurz vor den Wahlen

Der Zeitpunkt der Sperrung auf X hätte «dümmer nicht sein können». Schneider betont, dass ihr nun ein wichtiges Wahlkampftool fehle. «Das ist ein Riesenverlust für mich. Ich hatte wirklich viele Follower und eine gute Community. Sie war mit Ausnahmen auch freundlich und es machte Spass.»

Die Nachricht, die sie von X erhielt, sei eine allgemeine Mail gewesen. Man teilte ihr mit, ihr Account werde gesperrt, weil ihr Post gegen die Regeln von X verstossen habe. Sie habe sich zu wehren versucht, sagt Meret Schneider. «Ich habe Einspruch erhoben und zu erklären versucht, wie mein Post gemeint war. Als Antwort erhielt ich das gleiche allgemeine Mail einfach ein zweites Mal.»

Gegenüber «20 Minuten» sagte Andreas Glarner, nichts mit der Sperrung von Schneiders Account zu tun zu haben. Schneider entgegnet im Gespräch mit watson:

«Das ist klar, ja. Das macht er aber immer so, er wird selbst nie aktiv. Er veröffentlicht beim Gendertag in Stäfa einfach eine Nummer, ruft aber selbst nicht an. Er skandalisiert oder verdreht etwas, stellt es auf Twitter und sagt dann: ‹Wenn das mal keine Konsequenzen hat.› Oder: ‹Wenn das mal nicht gemeldet wird.›»

Angesprochen auf ihre Zukunft auf X, sagt die Grüne-Nationalrätin, dass es mit einem neuen Account schwierig werde. «Sonst weiche ich halt auf Instagram aus, auch wenn ich mich lange dagegen gesträubt habe.»

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235 Kommentare
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THEOne
06.09.2023 11:59registriert März 2019
social media kindergarten
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Pummelfee
06.09.2023 11:53registriert Mai 2020
Da twittert man von erhängen und erstechen, und wundert sich, dass andere das nicht goutieren. Für mich weder ironisch noch sarkastisch, sondern einfach nur total daneben, wenn ein Politiker so entgleist und sich dann herausreden will. Ja, ich weiss, sind wir von Glarner auch gewohnt. Aber Hand aufs Herz: hat er schon jemanden erhängen oder erstechen wollen? Solche verbalen Ausrutscher gehen einfach gar nicht!
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Schlaf
06.09.2023 11:58registriert Oktober 2019
Auch wenn es nur als Witz gemeint war, er war sehr schlecht und gar nicht witzig.

Man sollte halt schon überlegen, bevor man so was ins Netz lässt.
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